Regen bringt Segen: Marienwallfahrt nach Verne
„ICH HABE DICH BEI DEINEM NAMEN GERUFEN.“ Diesem Ruf spürten jetzt, zwei Wochen nach dem Gedenktag Mariä Namen, Bewohnerinnen und Bewohner bei einer Marienwallfahrt nach Verne nach. Dass Gott jeden einzelnen Wallfahrer rief, zeigte sich schon Stunden vor der Abfahrt der ersten Gruppe. Trotz Dauerregens seit dem frühen Morgen stand für alle außer Frage: „Wir fahren!“ Zum ersten Mal seit dem Frühling wurden feste Schuhe herausgesucht, wetterfeste Jacken angezogen und Schirme über in Decken eingemummelte Schöße gespannt. Wenn Gott ruft, gibt es kein Halten.
Er erwartete uns in der Verner Brünnekenkapelle mit brennenden Kerzen, Blumenschmuck und seiner Botschaft: DU BIST MEIN! Eine wundervolle Botschaft ist das, die Gott den Propheten Jesaja da verkünden lässt. Sie ist an Israel gerichtet, das Volk Gottes. Gott spricht.
In der Heiligen Schrift tut Gott das andauernd, entweder durch Propheten oder Engel, so wie zum Beispiel zu Maria. Er hat Großes mit ihr vor. Sie soll niemand geringeren als Seinen Sohn gebären. Um mit einer solchen Nachricht klarzukommen, braucht es schon Seinen ganz persönlichen Zuspruch,- seinen Ruf: „Maria!“ Er ruft sie bei ihrem Namen.
Wie sich das wohl angefühlt hat? Wir probieren es aus, rufen uns unsere Namen, auch unsere Kosenamen, ins Gedächtnis und diejenigen, die sie ausgesprochen haben. Wir spüren, dass da eine Beziehung zum Ausdruck kommt: die Sorge der Mutter, die Liebe des Ehepartners, die Freundschaft einer Wegbegleiterin.
Wenn Gott uns bei seinem Namen ruft, tut er das auch in Beziehung,- als Vater. Wir sind seine Kinder, jeder und jede einzelne von uns in ganz besonderer Weise: geliebt, erwünscht, erschaffen, geachtet, begleitet, gehalten und erlöst. Königskinder geradezu.
Diese ganz persönliche Zuwendung zu jedem einzelnen von uns schwingt da heute durch die kleine Kapelle mit der großen Akustik, lässt uns lobpreisen, anbeten und feiern, so wie die mit Gott schwangere Maria es getan hat mit den Worten:
Meine Seele preist die Größe des Herrn, /
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan / und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Lukas 1, 46-55
Bei so viel Segen mögen wir gar nicht wieder gehen. Gut, dass „die Küche“ uns ein paar Kannen heißen Kaffees gekocht und ein paar Packungen Kekse eingepackt hat. Schließlich sagt Schwester M. Marita, die gute Seele im Altenheim St. Clara, immer, dass es zu jeder Wallfahrt dazugehöre, anschließend sein mitgebrachtes Butterbrot zu essen. Hat nicht auch ein Engel – wo wir schon bei den Botschaften Gottes sind – dem Propheten Elias Brot und Wasser gereicht mit den Worten: „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich“?
So machen auch wir uns schließlich, gestärkt an Körper und Geist, auf den Heimweg zurück ins „St. Clara“.
Elisabeth Bömken